Bis zu 160 000 Fischeier

Fridolin / 29.12.2023

Text und Foto: Barbara Bäuerle-Rhyner

Mit Hut und Gummischürze streift Fischzüchter Hermann Ure bei Schneeregen um die zahlreichen Becken – in ihnen plätschert Wasser und schwimmen Fische.

Am Dorfrand vom Hätzingen liegt die Fryberghof Fischzucht, welche mit Nachhaltigkeit den Nerv der Zeit trifft und das nationale Gütesiegel «regio garantie» trägt.

Leidenschaft Süsswasserfische

Der 52-jährige Molliser Hermann «Hermi» Ure ist einer von vier Teilhabern der Fryberghof Fischzucht GmbH. Erst mit 18 Jahren habe er seine Leidenschaft für Fische entdeckt, just als er mit Freunden seinen ersten Fang im Walensee machte. Seither dreht sich in seinem Leben alles um Fische, und Hermi hat sich durch stetes Aneignen eines breiten Fachwissens auch auf kantonaler Ebene zu einer erfahrenen Ansprechperson entwickelt.

Von der Aufsichtsperson zum Fischzüchter

Die knapp zwanzig Kilometer von Mollis ins Glarner Hinterland nimmt der Vater zweier erwachsener Kinder oft unter die Räder, denn auch Fische werden zweimal täglich gefüttert. Dabei wird der gelernte Schreiner, der nach wie vor in einem 80 Prozent-Pensum in seinem Beruf tätig ist, von Teilhaber Thomas Kamm aus Filzbach unterstützt. Er ist gelernter Koch und Landwirt und übernahm mit Hermann 2021 die bereits bestehende Fryberghof Fischzucht. Die ganze Anlage steht auf einem ehemaligen Fabrikareal, dem Hefti-Areal. Dessen Besitzer Caroline und Stefan Trümpi, welche die weiteren Partner der Fryberghof Fischzucht GmbH sind, kümmern sich um die Vermarktung und die baulichen Massnahmen. Auch die Fischzucht ist an zahlreiche Vorschriften und Richtlinien gebunden, in deren Umsetzung Hermi die kantonale Aufsicht seit dreissig Jahren unterstützt. So war er nebst seiner eigenen kleinen Zucht in Engi auch bereits als Aufsichtsperson in Hätzingen involviert und betreute Jung-Fischzüchter Thomas Kamm bei dessen Ausbildung, als der Fryberghof frei wurde. Heute leben in der Fischzucht rund 35 000 Tiere, bei einem Absatz von rund drei Tonnen Fisch pro Jahr.

160 000 Eier

Die Regenbogenforellen, Goldforellen und Saiblinge werden einmal jährlich abgestreift, so nennt man die Laichgewinnung und Befruchtung. Dazu werden die rund 160 Muttertiere, auch Rogener genannt, ab anfangs Oktober bis Mitte Januar wöchentlich auf die Laichreife überprüft. Mit gekonnten Handgriffen holt Hermi die bis zu drei Kilo schweren Fische aus dem Becken und weiss durch wenige Abtastungen, ob die Eier so weit sind. Nachdem die Rogener im Nelkenbad leicht betäubt wurden, streift er innert kürzester Zeit die bis zu 8000 Eier ab und entlässt die Tiere wieder ins Becken.

In der Aussenanlage tummeln sich zahlreiche Fische in verschiedenen Grössen, denn erst nach rund zwei Jahren sind sie schlachtreif.

Grundwasser

Einen grossen Vorteil sieht er im qualitativ hochwertigen Grundwasser, mit welchem die Anlage in Hätzingen gespeist wird. «Dieses hat ganzjährig die gleiche Qualität und ist auch bei Starkniederschlägen nie verunreinigt» freut sich der aktive Fischer, den man im Winter auch beim Eisfischen auf dem Mettmensee antrifft.

Den elektrischen Strom bezieht die Fischzucht vom nahen Wasserkraftwerk auf dem Gelände. Die Fryberghof-Fische sind seit September 2021 alpinavera zertifiziert und tragen das nationale Gütesiegel «regio.garantie».

Hinter dem Büro und dem Lagerraum fürs Futter ist auch ein Verarbeitungsraum vorhanden. Dort werden sämtliche Fische ausgenommen und vakuumiert. Bestellt und abgeholt werden können die Forellen und Saiblinge als ganze Fische oder filetiert. Geliefert wird zudem montags von Thomas und freitags von Hermi in Restaurants, Läden oder auch direkt nach Hause. Wer direkt abholt, kann spontan Nachbestellungen anbringen und Hermi holt die reifsten Fische direkt aus dem Becken, nimmt sie aus und verarbeitet sie vor den anwesenden Kunden. Dies sind an diesem Tag ehemalige Fischer und sie loben die Qualität des Frybergfischs; «Die beste Alternative, wenn man nicht mehr selber fängt».

Fridolin / Barbara Bäuerle-Rhyner